971: Meine wohl privateste Folge Verlust

Vom 20.03.2024



Rayk: Das ist Folge 971. Willkommen zur Unternehmerwissen 15 Minuten Und ich weiß, an der Stelle sind viele jetzt Mensch Rayk. Jetzt kommt das Interview und los geht’s. Diese Folge ist ein bisschen anders, denn ich habe ein Thema, was meiner Frau und mir kürzlich passiert ist, was bei uns sehr, sehr viel Veränderung gebracht hat und was mir einfach auch gezeigt hat, wie wenig Menschen darüber sprechen, wie selten das ein Thema ist. Und deswegen möchte ich euch ein Stück weit daran teilhaben lassen, aber auf der anderen Seite halt zeigen, wie wichtig es ist, dass man auch solche Themen mal nach außen bringt. Es fällt mir extrem schwer, wenn ich auch ganz ehrlich bin, nicht so der emotionale Typ und deswegen. Es hat mich sehr, sehr viel Überwindung gekostet. Ich habe das auch von meiner Frau abgestimmt, ob es okay ist, dass über dieses Thema spreche. Und ja, habe mittlerweile auch durch mein eigenes Umfeld gelernt, wie krass ausgeschwiegen einfach dieses Thema ist. Und ich habe wirklich nur eine einzige Bitte mit dieser Folge. Erstens wenn du selbst betroffen bist, dann sprich darüber. Also können wir gerne über Instagram oder ähnliches in Austausch stehen. Und wenn du jemanden hast und weiß, dass sie das betrifft und der oder diejenige auch Unternehmer ist oder vielleicht auch angestellt ist in dem Fall wirklich scheißegal, dann teile diese Folge, weil ich war wirklich erschüttert darüber, wie wenig Menschen Umgang mit diesem Thema haben und wie krass das auch Leute über Generationen begleitet und allein in meiner eigenen Familie. Also ich bin fassungslos gewesen, weil es einfach eine Welt für mich war, über die mir gar nicht klar war, dass sie so existiert, weil es mich halt vorher einfach nicht betroffen hat.

Rayk: Und jetzt hat es uns getroffen. Das ist sehr, sehr schade Und ja, aber daraus kann man auch seinen Learnings ziehen. Deswegen will ich das an dieser Stelle einfach mit mit euch ein Stück weit teilen. Also jetzt ohne lange irgendwie drumherum zu reden. Meine Frau und ich, wir haben zwei wundervolle Kinder, sechs und drei Jahre alt, Leo und Noah. Und ja, wir haben einen dritten Kinderwunsch gehabt, der stand auch in den Startlöchern und es lief ehrlicherweise nicht so geil, weil meine Frau extrem schlecht gewesen ist und sie schon immer viel zu kämpfen hatte, was wir bei den ersten beiden Schwangerschaften halt so auch nicht kannten. Und ja, dann waren wir in der 14. Woche meine Frau immer sehr verhalten gewesen. Auch das zu sagen, zu teilen in der Ehe immer ein bisschen anders. Ja, ich freue mich über solche Sachen. Und an dem Tag, als meine Frau zur Untersuchung gegangen ist, Routineuntersuchung, da haben wir zu unserem großen Sohn gesagt Sechs Jahre Mama, schwanger, los geht’s und er sich mega gefreut konnte mit zu untersuchen, weil in dem Tag gerade schulfrei war ist damit hin. Und der Arzt hat gesagt, dass das Herz nicht mehr schlägt. Und so hat mein Sohn quasi mit meiner Frau gemeinsam erfahren, dass das kleine Geschöpf halt nicht zur Welt kommt. Und das war für mich einfach heftig in dieser Situation zu erleben, wie schnell Dinge sich verändern können und wie Glück von einem Moment auf den nächsten einfach zerschlagen wird.

Rayk: Und wie auch viele Hoffnungen einfach dahin gehen, weil man hat ja schon große Pläne, man hat Ideen, man weiß ja schon dann auch, wann der Stichtag ist und durch eine Kleinigkeit, die ja gegenwärtig ist, aber die man ja nicht auf dem Zettel hat, die man sich nicht wünscht, man sich auch nicht ausmalen kann, platzt das alles. Und ich kann nur sagen, das ist wirklich das beschissenste Gefühl, was ich bisher hatte. Und auch da nur einen Referenzrahmen zu haben. Die ersten beiden Geburten waren nicht easy. Also mein erster Sohn wurde geboren, meine Frau hatte einen Krampfanfall und ja, ich wusste knapp drei Stunden lang nicht, ob sie das überlebt oder nicht. Mein zweiter Sohn kam mit einer Kiefer Mund Gaumenspalte zur Welt. Zum Glück nur im Lippenbereich nicht, nicht im Knochen so tief drin. Das heißt vielmehr ein ästhetisches Thema. Aber das sind alles Dinge, die waren irgendwie händelbar. Aber das war halt nicht mehr händelbar. Und ja, mir war nicht klar, wie häufig das vorkommt. Und ich habe das große Glück, dass ich ja kurz nachdem ich es erfahren habe, sofort bei meiner Frau sein konnte, mich um sie kümmern. Dass wir dann auch gemeinsam zu den Terminen konnten und die Extraktion machen konnten, dass wir das auch gemeinsam sehr schnell erledigen konnten. Ich meine, der Vorteil, dass meine Frau und ich, wir sind jetzt in unserem 18.

Rayk: Beziehungsjahr, wir wissen mehr übereinander als irgendjemand sonst auf dieser Welt und uns war auch klar, dass wir es hinkriegen, Aber nichtsdestotrotz einfach nur enorm krasse Prüfungen, gerade auch für uns als Männer. Du bist halt einfach machtlos. Du kannst halt, egal was du sagst, kein Wort. Kann das so viel nachempfinden? Und ja, es ist einfach auch ein Heilungsprozess und das merkst du selber. Das geht jetzt nicht von einem Tag auf den nächsten und das wird auch alles noch keine drei Wochen alt. Und deswegen ist es mir auch so wichtig, dass man ein Stück weit mit euch zu teilen, weil ja, es hat mich als Mensch sehr betroffen gemacht. Ich weiß jetzt, was Verlust bedeutet und ja, ich habe schon Menschen in meinem Umfeld verloren, den Tod gegenwärtig aber ist ja nichts alltägliches und es ist einfach, dass da ein Wesen war, was jetzt einfach keinen Platz gefunden hat. Und das ist halt auch gerade diese Hormone, die dann bei den Frauen im Weg sind. Das hat uns richtig auch als Familie erwischt, weil klar ist halt Trauer, es ist Schmerz, ist Wut, aber es gibt ja auch keinen Verantwortlichen. Das ist ja auch so schlimm, wenn wenn wenigstens was passiert, wenn man sagen kann Du bist schuld, aber gibt es halt nicht. Es gibt keinen, der verantwortlich ist, wenn so was passiert. Und das ist einfach so Ohnmacht ist einfach extrem schlimm in diesem Moment. Was ich einfach für mich festgestellt habe. Als wir dann natürlich auch mit den Leuten gesprochen haben, weil klar unseren Gunsten Umfeld und bester Freund hat selber das Thema gehabt.

Rayk: Ja, sie haben ihr Kind im achten Monat verloren. Dann das zweite Kind kam mit einer Frühgeburt im fünften Monat zur Welt. Also. Ich weiß ja, dass solche Sachen gibt und es war auch sehr, sehr eng schon an uns dran, aber es hat uns halt selber nie betroffen. Und jetzt hat es uns halt getroffen und das ist ein Prozess, das kann ich auch wirklich nur sagen, was ich einfach krass fand, das selbst in meiner eigenen Familie, dass das Selbst zwischen meiner Schwester und mir gab es noch ein weiteres Kind, was ziemlich genau auch in der zwölfte bis 14. Woche war und leider so wie es jetzt ist Erfahrungsberichte bekommen habe, haben meine Eltern das nicht geklärt gekriegt. So, das heißt meine Mutter war damals komplett auf sich selbst gestellt. Klar muss man auch sagen DDR und beide aus dem Leistungssport. Andere Zeiten, andere Themen aber nicht aufgelöst. Und das hat auch sehr viel Schmerz und Leid in die Familie gebracht. Und ähm, ja, ich habe dann auch von von meiner engsten Freundinnen erfahren, dass bei ihr das halt auch ein Thema war und ich weiß ziemlich viel von ihr, aber das wusste zum Beispiel auch nicht und so nach und nach, wie mehr Beispiele auch an uns herangetragen worden sind, wie viele Leute das erlebt haben, wie vielen Frauen das passiert ist, worüber einfach nicht darüber gesprochen wird, wie das einfach nicht existent ist.

Rayk: Aber was es auch gerade für Frauen bedeutet, dass die Sachen halt passieren und das ist halt sagt, das kann man als Mann nur bedingt nachvollziehen, weil wie gesagt, ich sehe es ja einfach nur und kann es mitempfinden, wie das wie das mit den Hormonen läuft. Aber das ist halt einfach auch etwas, wo wir dann halt auch als Partner dann natürlich gefragt sind, wie sehr können wir da unterstützen und wie viel Zeit nehmen wir uns auch dafür? Weil wenn ich mir jetzt auf der anderen Seite vorstelle, jetzt mit so einer 60 70 Stundenwoche, bin mir relativ sicher, dass die wenigsten Männer, wenn sie Unternehmer sind, sich selber diese Auszeit nehmen und auf die Stopptaste drücken. Zum einen für die Partnerin da sind, aber zum anderen halt auch für sie selbst da sind. Und ähm, ich habe da für mich mein vielleicht sehr, sehr eigenen Weg gefunden, weil ich habe das einfach aktualisiert. Also ich gehe mittlerweile sehr sehr gerne. Wald macht da so mein Ding und übernachte da auch ganz gerne mal, weil ich einfach gemerkt habe, dass ich im Wald zu sein wahnsinnig viel Energie gibt. So gerade auch Übernachtungen im Wald. Das gibt mir einfach wahnsinnig viel Energie. Das ist noch krasser als in die Eisbahn surfen, tauchen, alles, alles zusammen. Und dann habe ich da für mich einfach auch so eine Verabschiedungsritual gefunden und habe dafür für mich so ein Stück weit ein Anfang von diesem Prozess auch gemacht, der sehr, sehr heilsam für mich war, weil ich mir auch die Zeit genommen habe, weil ich auch Dinge niedergeschrieben habe, weil wir es auch besprochen haben.

Rayk: Klar, unser Kleinster mit seinen drei Jahren, der hat mitgekriegt, dass was nicht stimmt, aber der kann es ja nicht so verstehen und verbalisieren. Ja, unser Großer entgegen. Der hat mich echt umgehauen und sprachlos gemacht. Der ist ein 6-jähriger vor dir steht und sagt Das Baby ist jetzt in der Regenbogenwelt. Und da ist alles gut. Dann findet man auch schon sehr viel Dankbarkeit. Also das, was man hat. Du merkst. Es fällt mir unglaublich schwer, darüber zu reden. Und. Ich weiß aber auch, dass die meisten überhaupt nicht in der Lage ist, darüber zu reden. Und deswegen will ich an der Stelle einfach nur. Ein Stück weit den Unterschied für euch machen und auch zeigen. In allen Menschen. Wir haben alle mit unseren Themen zu kämpfen. Wir haben alle unsere Sachen, die uns irgendwie begleiten und Sachen, die du nicht siehst an der Oberfläche, die im Hintergrund passieren. Ja, klar wirst du das auf Instagram oder auf Facebook nicht in der Form sehen. Ich mache da keine Werbung zu oder schlachte das Thema aus. Bin ich nicht. Ist auch nicht mein Weg, da emotional mit umzugehen. Aber ich habe dieses Thema mit dem Podcast damals gestartet, weil ich wollte, dass andere Leute aus meinen Fehlern lernen können. Und das ist kein Fehler. Das ist einfach etwas, was passiert ist. Ich habe auch in diesen fast 1000 Folgen mittlerweile extrem viele Erlebnisse geteilt, gute wie schlechte Dinge, aber sicherlich noch keins, was mich so betroffen gemacht hat und was mich so viel Energie abverlangt hat vor einer Aufnahme.

Rayk: Noch nie. Ich kann aber wirklich nur sagen Scheißegal, wie wichtig gerade deine Themen sind, scheißegal, was du denkst, was und wie gerade Priorität hat. Stell es einfach nochmal auf den Prüfstand und die ernsthaft mit dir ins Gespräch So nachzuvollziehen. Ist es das gerade wert, dass du wirklich dankbar für das, was du hast? Kannst du das wertschätzen, was um dich herum passiert? Bist du in der Lage, das zu umarmen, was dich umgibt und nicht nach dem Höchsten und Nächsten und Besseren zu streben? Und dazu wollte ich einfach diese Folge machen. Um dir das nochmal klar zu machen, dass du da einfach für dich mal hinterfragen musst. Es ist gerade richtig, was ich tue. Nochmal wenn du da selber ein Thema mit hast, schreibt mir gerne, schreibt mein Team. Also lass uns da in Austausch gehen, jetzt da die Kanäle die sind, was dafür auch sehr gut geeignet ist. Und ja, tauscht euch echt dazu aus, also lasst das nicht hinter dem Berg. Ich war echt schockiert darüber, wie viel Schmerz da Leute haben, wie viele Frauen das mit sich alleine ausmachen, weil einfach nicht darüber gesprochen wird. Deswegen es ist leider ein Thema, wissen es mittlerweile knapp 25 % aller Schwangerschaften enden so, das ist enorm viel. Also ich habe keine Vorstellung, aber keiner spricht darüber. Und deswegen sprecht bitte darüber, nehmt das mit und findet euren Weg damit umzugehen.


Die kompletten Shownotes findest du unter raykhahne.de/971

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